Heute haben in der Wetterauer Kleinstadt #Butzbach über 120 Menschen, darunter viele jüngere, gegen eine zum Glück schwach besuchte AfD-Veranstaltung im Bürgerhaus demonstriert. Die Kundgebung wurde vom Butzbacher Bündnis für Demokratie und Toleranz organisiert.
Wir als Antifa-BI e.V. hatten einen Redebeitrag durch unseren Vorsitzenden Andreas Balser. Hier die Rede:
„Den Rechtsruck stoppen – Standhaft bleiben
Wir als Antifaschistische Bildungsinitiative e.V. sind heute hier, aufgrund einer AfD-Veranstaltung im Butzbacher Bürgerhaus. Deshalb wollen wir einen kleinen Rückblick wagen:
Butzbach war vor 10 Jahren durch den Zuzug des damaligen NPD-Vorsitzenden W., dem von ihm betriebenen „Nationalen Schulungszentrum“ in Butzbach Hoch-Weisel und der völkischen und inzwischen verbotenen Heimattreuen Deutschen Jugend eine Hochburg der rechten Szene in Hessen. Es gab in Butzbach Übergriffe auf Alternative Jugendliche, regelmäßige Aufmärsche der Neonazis und viele NPD-Veranstaltungen in Hoch-Weisel.
In Hoch Weisel hat sich der Arbeitskreis demokratisches Hoch Weisel gegründet. Hier haben sich viele Menschen organisiert und dem rechten Treiben entgegengestellt. Seit dieser Zeit sind auch wir in Butzbach aktiv und freuen uns, dass das aus dem Arbeitskreis entstandene Butzbacher Bündnis für Demokratie und Toleranz dieses Jahr sein 10-jähriges Jubiläum feiert. Wir werden die vielen gemeinsamen Veranstaltungen, vom Mitternachtssport über Demos bis hin zu Infoveranstaltungen immer in guter Erinnerung behalten. Dem Engagement dieser Menschen ist es mit zu verdanken, dass das Nationale Schulungszentrum in Hoch-Weisel gescheitert ist.
Danke für Euer Engagement – und auf weitere 10 gemeinsame Jahre. Wenn sich viele Menschen gegen Menschenhass organisieren, haben die Hasser keine Chance. Das hat Butzbach damals eindrucksvoll gezeigt.
In Butzbach gab es in letzter Zeit vermehrt Aktionen der rechten Szene. In Hoch-Weisel auf dem Hausberg wurden einschlägige Neonazis gesichtet. In der Butzbacher Innenstadt hat die Jugend der „Neuen Rechten“, die rechtsextreme, sog. Identitäre Bewegung, Aufkleber in der Innenstadt verklebt und ein Propaganda-Video gedreht. Die sog. Identitären wären gerne eine Hippe Jugend-Bewegung. Sie sind jedoch nur ein straff geführter Abklatsch der klassischen Kameradschaftsszene. Keine Hipster sondern eher Neonazis.
In Wetzlar waren etwa 100 Leute auf einer neonazistischen Demo, darunter einschlägig Neonazis aus der Region Butzbach.
Die AfD-Jugend „Junge Alternative Hessen“, Burschenschaften und die „Identitären“ – In Hessen eine schlagende Verbindung ? Das erste, uns bekannte Treffen der „Identitären“ in Hessen fand in der damaligen Projektwerkstatt des heutigen AfD- Bundestagskandidaten und Multifunktionärs Andreas L. in Karben statt.
Die „Neue blaue Rechte“ , die Schnittstelle zwischen organisierten Neonazis und bieder wirkenden, jedoch anscheinend schlagkräftigen Parteifunktionären?
Wir waren in den letzten Monaten auf vielen Demonstrationen. Wir haben in Gladenbach, Büdingen, Wetzlar, Kelkheim und Hofheim gegen die extrem rechte AfD demonstriert. In Friedberg gab es eine erfolgreiche Schüler*innen Demo unter dem Motto: Friedberg? Farbenroh, mit 250 Teilnehmenden. Wir hatten noch nie so viele und so gut besuchte Demonstrationen für Demokratie in Hessen. Es ist deutlich zu merken, dass vor allem junge Menschen keine Lust auf einen Rechtsruck haben und sich hiergegen engagieren.
Ob die extreme Rechte nun klassisch in braun auftreten oder ob der Hass auf Andersdenkende nun blau ummantelt daherkommt. Wir müssen uns diesen immer wieder entgegenstellen und ihrem Rassismus, ihrem Faschismus, ihrem Antisemitismus und ihren autoritären Vorstellungen immer ein klares Nein entgegenhalten.
Auch eine Partei wie die AfD, die inzwischen immer deutlicher zum Sammelbecken autoritärer und rechte Ideologien wird, wird chancenlos bleiben, wenn sich ihr immer und überall engagierte Demokratinnen, friedlich und entschlossen entgegenstellen. Wir hoffen, dass die anderen Parteien auch standhaft bleiben und nicht wie einige weiter Thesen der AfD übernehmen. Wenn CSU, CDU, oder SPD der AfD inhaltlich hinterherrennen, hat diese gewonnen. Also liebe Freund*innen in den Parteien, seid standhaft und haltet diesen Einstellungen mit uns allen zusammen ein lautes „Nein“ entgegen.
Es ist bekannt, dass die rechte Szene in Hessen schon lange in Bürgerkriegsphantasien schwelgt. Der Staat und wir als kritische Zivilgesellschaft sind nun aufgefordert, diese Phantasien zunichte zu machen und die entsprechenden Personen inhaltlich sowie real zu entwaffnen. Dies werden wir auch weiterhin zusammen mit dem Butzbacher Bündnis für Demokratie tun und freuen uns, dass ihr alle heute dabei seid.
Butzbach bleibt bunt – Kein Raum für diesen Hass“