01. Mai – Antisemitischer Hassgesang in Friedberg – *Update

Am 1. Mai ab 19 Uhr konnten in einem ehem. Imbiss in der Hanauerstr. , der nun zur Kneipe umgebaut wurde, einige Menschen ihrem Hass freien Lauf lassen. Im Hintergrund lief ein lautstarker Schlager, der um Nazi-Parolen eines 49-jährigen ergänzt wurde. Hier waren etwa 15 Menschen anwesend. Die komplette Straße wurde beschallt. Neben SS-Parolen, dem „Hochlebenlassen“ von Adolf Hitler wurde auch mehrfach der Hitlergruß gezeigt. Ein 49-jährigen Friedberger konnte hierbei idendifiziert werden. Die komplette Szenerie wurde von Antifaschit_innen beobachtet und dokumentiert. Es wurde Anzeige gestellt.  Die gerufene Polizei traf mit 6 Polizisten ein und kontrollierte zuerst die Gäste des Hexenhäuschens um später in die gegenüberliegende Landsmannschaft(s.u.*)  zu gehen. Hierhin hatten sich zwischenzeitlich ca. 5 der anwesenden Gäste des „Hexenhäuschens“ zurückgezogen. Laut Angaben mehrerer Nachbar_innen, mit denen wir inzwischen in Kontakt stehen, scheint dies nicht der erste Vorfall dieser Art gewesen zu sein. Wir sind zuerst von einem antisemitschen Lied ausgegangen, da wir von dem 49-jährigen mehrfach „Juden“ Rufe gehört haben. Das Lied, dass lautstark im Hintergrund lief,  liegt uns nun komplett vor und handelt nicht von Juden. (Text wird noch weiter überarbeitet und wurde stellenweise schon geändert)

Wir werden nun unser weiteres Vorgehen in diesem Fall besprechen.

Kein Raum für Nazis – Rechte Rückzugsorte dichtmachen

Update: Die Landsmannschaft hat sich von den Vorfällen distanziert und eine Erklärung hierzu verfasst. Diese dokumentieren wir hier. Wir können keine Angaben zu den von der Landsmannschaft in ihrem Text beschriebenen Vorfällen in dem Hexenhäuschen machen. Es sei hier außerdem klargestellt, dass ohne Intervention durch unsere Mitglieder keine Anzeige erstattet und keine Öffentlichkeit hergestellt worden wäre. Für uns ist die Erklärung der Landsmannschaft nur glaubhaft, wenn ihre Mitglieder hierzu eine Ausage bei der Polizei machen. Dies haben sie nach eigener Aussage inzwischen getan und als Zeugen gegen den 49-Jährigen ausgesagt: Diese Erklärung wird nach Angaben der Landsmannschaft auch an alle Anwohner_innen verteilt.

„Liebe Anwohnerinnen und Anwohner,

wie einige von Ihnen eventuell mitbekommen haben, waren am Abend des 01. Mai 2013 in der Gaststätte „Hexenhäuschen“, die sich gegenüber unserer Studentenverbindung befindet, nationalsozialistische Parolen zu hören. Die Polizei ermittelt in diesem Zusammenhang gegen einen 49-jährigen Verdächtigen.

In den vergangen Tagen haben wir leider mitbekommen, dass einige Anwohner den Eindruck hatten, dass Mitglieder unserer Studentenverbindung in den Vorfall am 01. Mai 2013 verwickelt seien. Da wir uns aufs Äußerste von nationalistischem und antisemitischem Gedankengut distanzieren und kein Mitglied unserer Studentenverbindung damit in Verbindung gebracht werden möchte, wollen wir in diesem Schreiben gerne zu den Geschehnissen in der vergangenen Woche Stellung nehmen.

Wir möchten zunächst betonen, dass wir das Verhalten des 49-jährigen Verdächtigen aufs Schärfste verurteilen! Wir unterstützen die Aufarbeitung des Vorfalls durch die Antifaschistische Bildungsinitiative e.V. und die Ermittlungen der Polizei.

Die Landsmannschaft beruft sich auf die Grundsätze der freiheitlich demokratischen Grundordnung und das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Wir verachten rechtsradikales, rassistisches und sonstiges faschistisches Gedankengut! Dies zeigt sich auch durch die Vielzahl unserer Verbindungsmitglieder mit russischer, türkischer, italienischer, polnischer, amerikanischer oder asiatischer Abstammung. Die Ziele der Landsmannschaft  sind die Ermöglichung eines erfolgreichen Studiums, die damit verbundene gegenseitige Unterstützung, der Aufbau und die Festigung von Freundschaften sowie die Bewahrung studentischer Traditionen. Jegliche Form von Diskriminierung lehnen wir ab!

Umso mehr sind wir darüber entsetzt, dass unsere Studentenverbindung mit den im Lokal „Hexenhäuschen“ zu hörenden Parolen am 01. Mai in Verbindung gebracht wurde. Zwar waren sechs Mitglieder kurzzeitig in dem Lokal, um Zigaretten zu kaufen, aber kein Mitglied hat dort nationalsozialistische Parolen von sich gegeben oder sich an dem zu verurteilendem „Gegröle“ beteiligt.

Unsere Mitglieder hatten vor dem Betreten des Lokals bemerkt, dass der 49-jährige Verdächtige stark alkoholisiert ist und lauthals Fußball-Fangesänge über die Hanauer Straße schreit. Sie hatten jedoch nicht damit gerechnet, dass sich sein anfangs noch belustigendes betrunkenes Verhalten so schnell in so eine aggressive Stimmung wandeln würde. Nachdem sich unsere Mitglieder Zigaretten gekauft hatten, entschlossen sie sich noch kurz ein Bier zu trinken. Als der 49-jährige Verdächtige aufgrund seines exzessiven Alkoholkonsums jedoch immer weiter die Kontrolle über sein Verhalten verlor, wollten die Mitglieder bezahlen und wieder zu ihrem Grillfest zurückkehren.

Der Verdächtige wollte die Mitglieder jedoch nicht gehen lassen, bevor sie sich nicht von ihm auf eine Runde Schnaps einladen lassen. Als der Verdächtige den Schnaps einschenkte, gab er erstmals antisemitische Parolen von sich und schaltete über seine Musikanlage ein Lied über „Luden“ (Zuhälter) ein – was fälschlicherweise von Anwohnern und Mitgliedern der Antifaschistische Bildungsinitiative e.V. außerhalb der Lokalität als ein antisemitisches Lied aufgefasst wurde. Mit einem Vorschlaghammer in der Hand berichtete er von seinem Plänen das Lokal bald schließen zu wollen und es dann kurz und klein zu schlagen. Eingeschüchtert von dem betrunkenen und radikalen Verhalten des Verdächtigen, wollten die Mitglieder das Lokal verlassen, der Verdächtige drängte sie jedoch zu bleiben.

Nach großen Bemühungen konnten zwei Mitglieder unserer Verbindung sich dem bedrängenden Verhalten und penetrantem Gerede des Verdächtigen entziehen und das Lokal verlassen. Ein weiteres Mitglied folgte kurz darauf. Die übrigen anwesenden Mitglieder unserer Verbindung verblieben noch kurze Zeit in der Gaststätte, mit der Absicht die Rechnung zu begleichen. Dies wurde ihnen vom Verdächtigen solange verwehrt, bis sie gemeinsam mit ihm einen weiteren Schnaps zu sich nahmen. Daraufhin konnten unsere Mitglieder ihre Rechnung bezahlen und verließen schließlich auch das Lokal.

Als kurz nach dem Vorfall die Polizei in der Hanauer Straße eintraf, unterstützte die Landsmannschaft deren Ermittlungen und sagte in den darauffolgenden Tagen auch gegen den 49-jährigen Verdächtigen aus. Wir hoffen, dass wir auch damit verdeutlichen konnten, dass wir nationalsozialistisches Gedankengut verurteilen und unsere Verbindung ganz klar dagegen vorgeht.

Sollten Sie ebenfalls Hinweise haben, die zur schnellen Aufklärung des Falls beitragen, wenden Sie sich bitte an die Polizeidienststelle in Friedberg (Tel.: 06031 / 601-321)“ ( Erklärung Ende)