Online-Ausstellung zur politischen Kunst, Bildung sowie Jugendkultur vom 03.-13.07.2020

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Friedberg: Sticker als „Verschandelung der Innenstadt“? Steht das ehem. Kaufhaus Joh deshalb immer noch leer, weil hier progressive Aufkleber die Investoren verschrecken? Oder sind Sticker auch Teil einer politischen Kultur? Erkennen wir hier auch Inhalte? Wie kann Sub,- und Jugendkultur besser vermittelt und erklärt werden?

Update: Wir hatten inzwischen Kontakt mit der Stadt Friedberg. Diese hat direkt reagiert und es gab ein sehr positives sowie konstruktives Gespräch:

  • 1.) Die Anti-Sticker-Aktion bezieht sich nur auf die Kaiserstraße, beginnend mit dem Gebiet um den Elvis-Platz.
  • 2.) Unsere Online-Ausstellung und die dort aufgezeigte Perspektive wurde sehr positiv aufgenommen und begrüßt.
  • 3.) Wir sind in sehr vielen Punkten sehr eng beieinander und es wird ein Gespräch geben, bei dem wir gemeinsam weitere Lösungsmöglichkeiten entwickeln.

Wir sammeln Fotos -> kontakt@antifa-bi.de – von den Sticker-Motiven auf Friedberger Laternen und werden diese mit einer kurzen Erklärung auf unserer Homepage, Instagram sowie Facebook etc. vorstellen. Dazu gibt es Erklärungen zu Kunst, Kultur etc. Drei Sticker-Motive der Antifa-BI werden in dem Zeitraum als Plakate in Friedberg aufgehängt.

Die Plakate beziehen sich auf die Online-Ausstellung zur politischen Kunst, Bildung sowie Jugendkultur, die im gleichen Zeitraum geplant ist. Die Online-Ausstellung wird auf der Homepage sowie den Auftritten in den sozialen Netzwerken der Antifaschistischen Bildungsinitiative e.V. vollständig zu sehen sein und erklärt. Die Plakate sind Teil dieser Ausstellung und werben für diese im Veranstaltungszeitraum.

Sticker – Motive in Friedberg

Sticker als Kunst und Streetart

Sticker sind Ausdruck einer überwiegend unkommerziellen Jugendkultur. Es gibt politische Sticker, Sticker von Bands oder auch Sticker mit rein künstlerischem Anspruch. Seit über 30 Jahren gelten Sticker auch als Streetart und sind weltweit auf Mülltonnen oder Laternen zu finden. Es gibt Ausstellungen, Literatur und Bücher über Sticker.

Es gibt ausgezeichnete Sticker Projekte, hier ein Beispiel aus Hannover: „Strich-Code in Hannover ist Kunst im öffentlichen Raum als Mitmach-Aktionskunst. Die „Schwarmkunstaktion“, bei der Millionen von Sonderpreis-Etiketten in der Altstadt von Hannover vom Historischen Museum bis in das Rotlichtviertel verklebt werden, soll käufliche Sexualität und käufliche Kunst hinterfragen. Hinter Strich-Code stehen die Künstlerinnen Kerstin Schulz, Ulrike Enders und Dagmar Schmidt, der Künstler Franz Betz sowie die Journalistin Susanne Lindau. Die fünf haben ein Kunstprojekt ins Leben gerufen, bei dem die Arbeit rund um den käuflichen Sex einerseits und um die käufliche Kunst andererseits durch Lichtskulpturen, Plastiken, Fotografien und einer Preisetiketten-Installation hinterfragt werden.“

Was würde Elvis hierzu sagen?

In Friedberg wird der Kult um Elvis Presley als Argument verwendet, um die Friedberger Laternen zu ent-stickern. In Friedberg wurden einige Ampeln mit Elvis-Motiven versehen, dies war vor einigen Jahren ein Marketing-Erfolg der Stadt, über den weltweit berichtet wurde. -> Weltweit die einzigen Elvis-Ampeln

 „Elvis wurde zur ersten universellen Identifikationsfigur eines jugendlichen Lifestyles, den es zuvor nicht gegeben hatte, der gegen die Regeln der Alten revoltierte und der dabei, quasi nebenbei, den Jugendkult als bis heute gültiges Leitmotiv einer neuen Konsum- und Medienkultur etablierte.“

Wir sind sicher: Sticker passen zu dem Kulturverständnis von Elvis. Elvis als Sticker- Motiv  wäre doch eine gute Lösung

Informationen zur Elvis-Zeit in Friedberg und Bad Nauheim sind hier zu finden: -> Elvis Presley Verein e.V. Bad Nauheim-Friedberg

Lesetipp: Elvis – Die illustrierte Biografie

Anlass der Aktion – PM der Stadt Friedberg – Stabsstelle „Sauberes Friedberg

Die Stadt Friedberg fordert am Samstag, 04. Juli und Samstag, 11. Juli 2020 ihre Bürger*innen auf, sich an einer Anti-Sticker-Aktion zu beteiligen. -> Gegen die „wilden“ Aufkleber Schauen Sie sich bitte die Sticker-Motive in unserer Galerie und die Links unten in Ruhe an und überlegen Sie, was hier entfernt und gesäubert wird. Im Gegensatz zu anderen städtischen Aktionen sicherlich kein Müll.

Sticker werden als „Verschandelung des Stadtbildes“ bezeichnet. Es wird begründet, dass diese vor allem entlang der „historischen Kaiserstraße und auf dem Elvis-Presley-Platz als störender Missstand empfunden“ werden würde. Die Kaiserstraße ist eine alte Straße, deren historischer Wert jedoch durch die vielen Umgestaltungen der letzten Jahrzehnte deutlich zerstört wurde. Friedberg hat hingegen eine schöne historische Burganlage mit dem Adolfsturm oder die Friedberger Mikwe zu bieten. Die Kaiserstraße als Geschäftszentrum der Stadt verliert leider an wirtschaftlicher Bedeutung und wir alle sind gefragt, hier neue Konzepte zu gehen und neue Angebote für alle zu schaffen.

Friedberg ist eine Stadt für alle. Ob mit viel Geld oder wenig. Ob jung oder alt. Ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Ob kreativ oder nicht. Links oder konservativ. Gläubig oder nicht. Bewohnende der Altstadt oder der reicheren Wohngebiete.

Friedberg ist deshalb mit deutlich unterschiedlichen Lebensentwürfen,- und perspektiven konfrontiert, die respektvoll neben,- und miteinander leben. Wenn nun Kunst, Politik und Kultur mit überholten Definitionen eingeschränkt und einseitig beschrieben werden, schließt dies viele aus. Viva con Aqua, Fridays for Future, Beratungsstellen für Frauen, junge Bands aus der Region, politische und künstlerische Gruppen, Fußball und Eishockey-Fans, Schüler*innen-Vertretungen und viele mehr, deren Sticker nun als „Schandfleck“ definiert in einer städtischen Aktion entfernt werden. Dies wird nicht als eine Aktion zur Müllvermeidung, sondern als eine deutliche gesellschaftspolitische Aussage aufgefasst werden.

Wir treten für eine lebenswerte Stadt mit Raum für alle ein und lehnen das Konzept einer von einer Stabsstelle organisierten „sauberen Stadt“ unter einer solchen Definition von „Müll“ und „Schandfleck“ deutlich ab. Dieser Text und diese Ausstellung sollen vermitteln, andere Ansätze erklären und für Verständnis werben.

Informationen zu Jugendkultur und Sticker-Ausstellungen

paper bullets – 100 Jahre politische Sticker aus aller Welt – die erweiterte Ausgabe

„Sticker-Ausstellung“  

Sticker-Ausstellung  – Die Macht der Aufkleber

Archiv der Jugendkulturen 

Rechtlicher Hinweis: „Im Gegensatz zum Graffiti fallen Sticker wegen des Eingriffs in den öffentlichen Raum regelmäßig nicht unter den Straftatbestand der Sachbeschädigung, da sie (in der Regel) das Erscheinungsbild nur vorübergehend ändert und die Untergrundsubstanz nicht verletzt. Stattdessen wird das Stickern als „Wildplakatierung“ geahndet und stellt somit eine Ordnungswidrigkeit dar, wenn keine Sondernutzungserlaubnis vorliegt.“ Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Stickerkunst

Update: Wir haben sehr viele Sticker-Bilder als Fotos zugesendet bekommen und sind sehr positiv überrascht von der starken Beteiligung – Hier eine kleine Auswahl

30 Plakate zur Ausstellung hängen in Friedberg – Leider werden Sie systematisch beschädigt